"Lesen", stellte der Große zu meinem Erschrecken kurz nach seiner Einschulung fest: "Lesen, das ist ja nicht so mein Hobby."
Tja. War wohl nix, liebe Pädagogen, dachte ich. Sechs Jahre den Mund fusselig gelesen, Lesekultur ist wohl doch nicht beeinflussbar.
Das war, als selber lesen für ihn noch mühsam war. Als es ewig dauerte, bis dieser Buchstabensalat sich in verständliche Wörter und Minisätze auseinander puzzlen ließ. Und dann waren das auch noch so "wirklich" spannende Wörter und Sätze, die den Spannungsgehalt der Einwort-Satz-Bücher aus Babytagen hatten: (Der) Ball (ist rund). (Das) Auto (ist rot). Fu (liebt Fula).
Aber dann entdeckte er den Alltag als schier unendliche Möglichkeit, Lese-Erfolgserlebnisse zu sammeln. Seitdem verfolge ich die Diskussion um die Ampel-Kennzeichnung auf Lebensmitteln nur noch nebenbei. Mein Wissensstand über die Inhalte unserer alltäglich konsumierten Nahrungsmittel kann es nun locker mit dem einer studierten Oecotrophologin aufnehmen. Und wenn das mal nichts wird mit der Freiberuflichkeit und keine neuen Aufträge eintrudeln, dann arbeite ich gegenüber an der Tanke als lebende Straßenkarte. Schließlich kenne ich heute dank meines Erstgeborenen jeden Trampelpfad beim Namen.
Sein Lese-Selbstbewusstsein wuchs mit jedem entzifferten Vitamin auf der Cornflakes-Packung. Irgendwann stand er dann immer wieder neben mir am Schreibtisch und ich musste geduldig ausharren, bis er die Fußball-News auf diversen Nachrichten-Seiten in die entsprechenden Gehirnzellen gepackt hatte. Und dann, dann nahm er eines Tages all seinen Mut zusammen, las sein erstes Buch ganz alleine, wusste nachher auch was drin steht und machte Lesen doch noch zu seinem Hobby. (Im Moment inhaliert er Gregs Tagebücher.)
Vorlesen ist und bleibt (solange die Jungs kein Veto einlegen) fester Bestandteil unseres Alltags. Und das nicht nur, weil der Kleine erst im Sommer Inhaltsstoffe auf Lebensmittelpackungen entschlüsseln lernt. Jeden Abend vor dem Schlafen. Dann, wenn uns an regnerischen Nachmittagen die Decke auf den Kopf fällt. Und gegen Fieber und andere Wehwehchen helfen sowieso am ehesten Geschichten.
Ich genieße das genauso wie die Jungs. Manchmal bin ich etwas wehmütig, weil ich in der Buchhandlung wunderschön illustrierte Bilderbücher wieder ins Regal zurück schiebe, schließlich sind die Beiden aus dem Alter raus. (Manchmal kaufe ich dann trotzdem eins für mich. Wie Liselotte, von Alexander Steffensmeier. Weil ich sie einfach nicht im Regal zurück lassen kann, diese grandiosen, humorvollen Zeichnungen mit den vielen, vielen liebevollen und lustigen Details.) Andererseits macht es riesigen Spaß, nun stundenlang in der Abteilung mit den "richtigen" Geschichten zu stöbern. Und dabei immer wieder auf Bücher aus der eigenen Kindheit zu treffen.
Ich genieße das genauso wie die Jungs. Manchmal bin ich etwas wehmütig, weil ich in der Buchhandlung wunderschön illustrierte Bilderbücher wieder ins Regal zurück schiebe, schließlich sind die Beiden aus dem Alter raus. (Manchmal kaufe ich dann trotzdem eins für mich. Wie Liselotte, von Alexander Steffensmeier. Weil ich sie einfach nicht im Regal zurück lassen kann, diese grandiosen, humorvollen Zeichnungen mit den vielen, vielen liebevollen und lustigen Details.) Andererseits macht es riesigen Spaß, nun stundenlang in der Abteilung mit den "richtigen" Geschichten zu stöbern. Und dabei immer wieder auf Bücher aus der eigenen Kindheit zu treffen.
Ich hab nie wirklich verstanden, warum es heißt "mit Kindern wird man selbst wieder zum Kind". Muss es nicht richtig heißen "mit Kindern wird man schneller erwachsen, als einem lieb ist"? Es sind diese Treffen mit den Büchern aus der eigenen Kindheit, die plötzlich wieder Bestandteil meines Erwachsenen-Seins sind, die mich langsam verstehen lassen. Es sind die Bücher, die tatsächlich Bilder, Gefühle und Phantasie wach rütteln, aus dieser Zeit in der ich dachte, niemals erwachsen zu werden.
Nun überlege ich, ob hier eine neue Rubrik entsteht. Über die Bücher meiner Kindheit. Weil: Mein Hobby war lesen schon immer.
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